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Verkehrsverbund eliminiert Wort „Schwarzfahren“

Wurde vor Kurzem erst das Wort Schwarzfahrer richtig gegendert als Schwarzfahrer*innen, so geht nun ein Verkehrsverbund nach dem anderen dazu über dieses Wort komplett aus seinem Vokabular zu streichen.

Nun! Es dürfte dieses Wort bei den meisten Menschen mangels der dafür notwendigen kreativen Transferleistung ohne Argwohn Eingang im allgemeinen Sprachgebrauch gefunden haben. Jetzt sorgen Medien und Verkehrsverbände dafür, dass man in der Hamburger S-Bahn lauter Schwarzfahrer sieht und sofort Zweifel an der eigenen Gesinnung bekommt. ‚Bin ich jetzt Rassist, weil mir ein solcher Gedanke kam?‘ Danke liebe Medien und Verkehrsverbände, die ihr mir eine solche Saat ins Gewissen gesetzt habt.

Das „Schwarzfahren“ wird jetzt ersetzt durch „Fahren ohne gültigen Fahrschein“, da der ein oder andere hier einen klaren rassistischen Bezug gesehen hat oder zumindest eine Verwechslungsgefahr.

Der Farbpsychologie zum Trotz

Die meisten dürften schon mal direkt oder indirekt etwas von Farbpsychologie gehört haben. Wer ist nicht schon mal grün vor Neid geworden oder hat im Grün die Hoffnung gesehen. Die gute Fee hat meistens das weiße Kleid an und die böse Fee hüllt sich im mystischen Schwarz. Und wie war das bei Frau Holle?

Rot steht für Wärme, Gefahr oder mindestens Warnung. Und so stand Schwarz, das Dunkle, was laut Physikunterricht mangels Fehlen aller Wellenlängen gar keine Farbe ist, immer für das Negative, für das Unbekannte, für Tod und Trauer. Für die finstere schwarze Nacht, die Angst macht, weil man nicht sieht wer hinter der nächsten Hecke lauert. Politisch naive Menschen rufen in solcher Situation noch scherzhaft „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“.

Böse, böse Redewendungen

Wo wir gerade dabei sind, hier ein kleines Assoziationsspiel mit folgenden Redewendungen:

  • Schwarzmalen
  • Schwarzsehen (Apropos: Hat die GEZ dieses Wort eigentlich schon auf Ihrer Blacklist, äh!? Ich meine „Liste der zu vermeidenden Wörter“)
  • Voll ins Schwarze treffen
  • Das schwarze Schaf

So und wo wir uns jetzt auch ein schlechtes Gewissen bei diesen Redewendungen eingeimpft haben, sollten wir diese Sprichwörter und Begriffe tunlichst meiden bzw. wie die Verkehrsverbände ersetzen.

Alternativen

Aus Schwarzmaler könnte man „Negativ in die Zukunft schauende Person“ machen.

Schwarzsehen kann man synonym zum Schwarzmalen verwenden außer man zahlt keine GEZ-Gebühr. Dann ist man eine „Person ohne Berechtigung zum Sehen und Hören des öffentlichen Rundfunks sowie ohne Nutzungsrecht des öffentlich-rechtlichen Medienangebots im Internet“.

Voll ins Schwarze treffen“ meint natürlich das Bullet Eye einer Zielscheibe. Hier ist ein Wandel bei der Herstellung solcher Zielscheiben gefragt, indem man andersfarbige Scheiben mit möglichst wenig Kontrast herstellt.

Wie geht’s weiter?

Ein durchaus heikles Thema. Ganz ganz glattes Eis. Alle sind sensibel und hellhörig. Jeder lässt seinen Assoziationen und Vergleichen freien Lauf. Und dann verbannen wir ein Wort nach dem anderen aus dem Duden. Da muss man mit sehr viel Fingerspitzengefühl agieren, sonst bekommt man den schwarzen Peter zugeschoben. Gibt es denn eigentlich noch gleichnamiges Kartenspiel?

Ein Kommentar

  1. Bitte, statt „Negativ in die Zukunft schauende Person“ in Zukunft korrent gendern: “„Negativ in die Zukunft*innen schauende Person*innen“

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